Zehn Jahre Kindertafel: Magen füllen und Miteinander stärken

SCHWEINFURT • “Wir haben eine hervorragende Gesetzgebung, allen geht es gut, trotzdem gibt es Menschen, die in Armut leben und Kinder, die nicht bekommen, was sie brauchen.” Schirmherrin Barbara Stamm (Landtagspräsidentin a.D.) dankte der Kindertafel für ihr großartiges Engagement, durch das “Kinder erfahren, dass sie wahrgenommen werden”. Sie kam zur Benefizgala “10 Jahre Kindertafel” ins Marienbachzentrum nach Dittelbrunn.

Wie dieses Engagement aussieht, erfuhren die Besucher in einem Videoclip. 3500 ehrenamtliche Stunden werden pro Schuljahr geleistet. 350 Kinder an 14 Schulen und in vier Kindergärten bekommen dadurch ein gesundes Frühstück. Die Zutaten hierfür werden mit Spendengeldern gekauft. 40 000 Kilometer sind in zehn Jahren schon für die Kindertafel gefahren und weit über 700 000 Frühstücks-Päckchen verteilt worden.

 

“Gut, dass die Kindertafel in die Lücke springt, wo die Instrumentarien des Sozialstaates nicht mehr greifen.”
Oberbürgermeister Sebastian Remelé
Stefan Labus, Gründervater und Vorsitzender der Kindertafel dankte allen ehrenamtlichen Helfern, den Spendern und Unterstützern, darunter Bürgermeister Willi Warmuth, der die Halle kostenlos zur Verfügung gestellt hatte. Auch wenn die Kindertafel nur die Symptome bekämpfe und nicht die Ursachen, sei sie wichtig, betonte der und hoffte, dass solche Einrichtungen eines Tages überflüssig sein werden.

Oberbürgermeister Sebastian Remelé dankte “im befreundeten Ausland” Labus für sein Engagement. Immer gebe es Menschen, die durchs Netz des Sozialstaates fielen, wusste er. “Gut, dass die Kindertafel in die Lücke springt, wo die Instrumentarien des Sozialstaates nicht mehr greifen”, dankte Remelé. Für Landrat Florian Töpper ist das Ehrenamt auch “ein Zeichen dafür, dass sich der Sozialstaat nach Bedarf weiterentwickelt”. Dass junge Menschen sich entwickeln können, das sei nicht nur vom humanen Aspekt her eine Notwendigkeit, es sei auch ein für die Volkswirtschaft wichtiges Stück Prävention, was hier geleistet werde.

 

“Die Kindertafel tut viel mehr, als nur Mägen füllen.”
Tomi Necko, Rektor der Frieden-Mittelschule
Konkret wurde die Arbeit der Kindertafel als der Rektor der Frieden-Mittelschule, Tomi Neckov, von seinen Erfahrungen berichtete. “Die Kindertafel tut viel mehr, als nur Mägen füllen”, betonte er und beschrieb wie das ist, wenn früh gegen sieben Uhr 20 bis 25 seiner Schüler sich in der Mensa versammeln, um zu frühstücken. Sie reden miteinander, räumen gemeinsam den Tisch ab, spülen und spielen. Immer wieder kämen auch Lehrkräfte dazu, die sich mit den Kindern unterhalten, ihnen gegebenenfalls helfen und sich ihre Sorgen anhören. “Diese Kinder bekommen zu Hause kein Frühstück”, betonte Neckov. Er dankte diesem “bayernweit einmaligen Verein”, der den Lehrern helfe, ihre pädagogische Arbeit zu machen und die Kinder im sozialen Miteinander und sozialen Lernen unterstütze.

Einmalig ist die Kindertafel in Schweinfurt nicht mehr. Sie war Vorbild und Unterstützer, dass auch in Würzburg eine solche Einrichtung entstand. Auch von dort waren Gäste anwesend. Eröffnet wurde die Gala, die Christian “Blacky” Schwarz moderierte, mit fetziger Musik von der Botschafterin der Kindertafel, Steffi List. Sie hat sogar ein eigenes Lied für die Kindertafel komponiert: “Wenn ich mich für ein Ehrenamt entscheide, dann ist alles dabei, die komplette Steffi”, erklärte sie.

Die Benefizgala bot ein buntes Feuerwerk von musikalischen, tänzerischen und sportlichen Auftritten, immer wieder unterbrochen auch von Videobotschaften wie beispielsweise der von Michl Müller oder Sebastian Reich und Amanda. Gary Lux, österreichischer Sänger, Komponist und Musikproduzent, trat auf, Anne Klinge beeindruckte mit ihrem Fußtheater. Die Dance Academy wirbelt über die Bühne, und der gemeinnützige Verein Videnin Dojo zeigte, was seine kleinen und großen Karatekämpfer so können.

© Ursula Lux
© Foto: Ursula Lux
Quelle: Volkszeitung Schweinfurt

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